top of page
Paare mit Skateboards

„Die Qualität einer Beziehung hängt nicht von der Abwesenheit von Konflikten ab, sondern davon, wie wir mit den Konflikten umgehen und gemeinsam daran arbeiten, sie zu lösen.“       

                - Harville Hendrix

Paartherapie im Laufe der Zeit

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Paartherapie erheblich weiterentwickelt, sowohl in ihrer theoretischen Fundierung als auch in den angewandten Methoden. In den 1960er- und 1970er-Jahren dominierte die psychoanalytisch orientierte Paartherapie, die sich stark auf individuelle Kindheitserfahrungen und deren Auswirkungen auf Beziehungen konzentrierte. In den 1980er-Jahren erlebte die verhaltensorientierte Paartherapie einen Aufschwung, bei der Kommunikationstechniken und Verhaltensänderungen im Vordergrund standen.

Ein bedeutender Fortschritt war die Entwicklung der Emotionally Focused Therapy (EFT) in den 1980er-Jahren durch Sue Johnson und Les Greenberg. Diese Methode basiert auf der Bindungstheorie und zielt darauf ab, emotionale Verletzungen zu heilen und die Bindung zwischen Partnern zu stärken. Gleichzeitig gewann die systemische Paartherapie an Bedeutung, die Beziehungsmuster und die Dynamik innerhalb des Paares und seiner sozialen Umgebung untersucht.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Paartherapie weiter diversifiziert. Methoden wie die integrative Paartherapie und achtsamkeitsbasierte Ansätze berücksichtigen zunehmend individuelle Bedürfnisse, kulturelle Unterschiede und psychische Gesundheit. Die Digitalisierung eröffnet zudem neue Möglichkeiten, etwa durch Online-Beratung und App-gestützte Selbsthilfetools. Insgesamt hat die Paartherapie ein ganzheitlicheres Verständnis für die Komplexität moderner Beziehungen entwickelt.

Wann ist eine Paartherapie sinnvoll?

Eine Paartherapie kann in vielen Situationen hilfreich sein, wenn Paare Schwierigkeiten in ihrer Beziehung erleben und sich eine Verbesserung wünschen. Oft sind es konkrete Konflikte oder langanhaltende Belastungen, die den Alltag erschweren und die Beziehung beeinträchtigen. In folgenden Fällen kann eine Paartherapie besonders sinnvoll sein:

  • Häufige Konflikte und Streitigkeiten, die immer wieder um die gleichen Themen kreisen und keine Lösung finden.

  • Kommunikationsprobleme, bei denen es schwerfällt, einander zuzuhören oder sich klar auszudrücken.

  • Emotionale Distanz, wenn das Gefühl von Nähe und Verbundenheit verloren geht.

  • Vertrauensprobleme, etwa nach einer Affäre oder anderen Vertrauensbrüchen.

  • Unzufriedenheit im Intimleben, wenn Wünsche oder Bedürfnisse unausgesprochen bleiben oder zu Konflikten führen.

  • Lebensveränderungen, wie der Übergang zur Elternschaft, berufliche Herausforderungen oder der Auszug der Kinder.

  • Psychische Belastungen, wenn etwa Depressionen, Angststörungen oder Stress die Beziehung belasten.

Eine Paartherapie bietet Raum, um gemeinsam an diesen Herausforderungen zu arbeiten und neue Wege im Umgang miteinander zu finden. Sie hilft, festgefahrene Muster zu durchbrechen, die eigenen Bedürfnisse besser zu verstehen und eine tiefere Verbindung aufzubauen. Wichtig ist, dass beide Partner bereit sind, an der Beziehung zu arbeiten und offen für Veränderung sind.

Wann ist individuelle Therapie sinnvoller?

Eine Einzeltherapie ist sinnvoller, wenn individuelle Themen wie psychische Belastungen, Traumata oder persönliche Verhaltensmuster die Beziehung belasten. Auch bei Selbstwertproblemen oder wenn ein Partner nicht zur Paartherapie bereit ist, bietet die Einzeltherapie Raum für persönliche Entwicklung. Sie hilft zudem bei der Klärung von Lebenskrisen oder Trennungsgedanken.

Paartherapie hingegen eignet sich besser, wenn Konflikte aus der gemeinsamen Dynamik entstehen und beide Partner bereit sind, an Kommunikation, Nähe und Vertrauen zu arbeiten. Manchmal kann eine Kombination aus beiden Ansätzen hilfreich sein, um individuelle und partnerschaftliche Themen zu bearbeiten.

Psychotherapie

Wie wirksam ist eine Paartherapie?

Paartherapie hat sich in vielen Studien als wirksam erwiesen, um Beziehungsprobleme zu bewältigen und die Zufriedenheit in Partnerschaften zu steigern. Bis zu 70–80 % der Paare erleben eine deutliche Verbesserung ihrer Beziehung (v. Sydow et al. 2007). Die Wirksamkeit einer Paartherapie hängt jedoch von mehreren Faktoren ab. Ein entscheidender Aspekt ist die therapeutische Beziehung: Ein vertrauensvolles Verhältnis zum Therapeuten fördert den Erfolg. Auch die Motivation beider Partner spielt eine zentrale Rolle – je größer die Bereitschaft, an der Beziehung zu arbeiten, desto besser die Ergebnisse.

Zudem zeigt sich, dass Paare, die frühzeitig Hilfe suchen, oft mehr profitieren als jene, die erst nach jahrelangen Konflikten eine Therapie beginnen. Der gewählte Therapieansatz ist ebenfalls wichtig, da verschiedene Methoden, wie systemische oder verhaltenstherapeutische Ansätze, je nach Problemlage unterschiedlich wirksam sein können. Langfristig hilft die Paartherapie nicht nur, aktuelle Konflikte zu lösen, sondern stärkt auch die Fähigkeit, zukünftige Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. So wird die Beziehung stabiler und belastbarer.

bottom of page